Die Kiesgrube Eppelheim (Gewann Schleipfad) ist ein vom Grundwasser gespeistes Feuchtbiotop mit charakteristischen Weidenbüschen. Viel zu entdecken gibt es an den beiden künstlich angelegten Teichen.
Von Sebastian Olschewski
Aufgelassene, nicht durch Bepflanzungen renaturierte Abbaustätten stellen wahre Oasen der Biodiversität innerhalb dieser weitgehend verarmten Normallandschaft dar und besitzen für den Arten- und Biotopschutz eine große Bedeutung. Sie weisen hohe Artenzahlen mit einem hohen Anteil gefährdeter Pflanzen- und Tierarten auf. Charakteristisch ist oftmals das Vorhandensein einer Vielzahl unterschiedlicher Biotoptypen auf engem Raum, die zu einer sehr hohen Strukturvielfalt beitragen.
Diese engen Verzahnungen von Teillebensräumen stellen wichtige Entwicklungsbereiche für verschiedene Artengruppen dar. So sind einige Amphibienarten auf solche Lebensräume angewiesen, die sowohl geeignete Fortpflanzungsgewässer (z. B. unbewachsene, flache, temporäre Gewässer oder ehemalige Fahrspuren) als auch überlebenswichtige Landlebensräume beherbergen.
Auch für die Insektenwelt stellen die Rohbodenstandorte attraktive Habitate dar. So jagen spezialisierte Laufkäferarten wie der Dünen-Sandlaufkäfer an solchen Standorten. Viele Wildbienenarten nutzen die Rohbodenstandorte für die Larvenaufzucht. Auch die Zauneidechse profitiert von der lückigen Vegetation. Viele Arten, die vor Jahrhunderten auf den Kiesbänken des unbegradigten Rheins vorkamen, finden heute einen Sekundärlebensraum in den Abbaustätten. Dazu zählen beispielsweise die Blauflügelige Sandschrecke (Sphingonotus caerulans), der Flussregenpfeifer (Charadrius dubius), die Uferschwalbe (Riparia riparia) oder die Kreuzkröte (Bufo calamita).
Besonders nährstoffarme Pionierlebensräume mit extremen standörtlichen Gegensätzen, wie sie in der umgebenden Kulturlandschaft nicht mehr oder fast nicht mehr zu finden sind,
begründen den naturschutzfachlichen Wert. Bedingt durch die hohe Dynamik ihrer Primärlebensräume (z. B. Kiesbänke der Flüsse) zeigen die typischen Pionierarten ein hohes Ausbreitungspotenzial und
besiedeln in Kürze neu entstandene Lebensräume. Voraussetzung ist jedoch, dass eine ausreichende Anzahl an Trittsteinbiotopen existiert. In unserer heuteigen Landschaft
übernehmen diese Funktion insbesondere ehemalige Abbaustätten.
Ein solches wertvolles Trittsteinbiotop für gefährdete Tier- und Pflanzenarten ist die ehemalige Kiesgrube Eppelheim im Gewann Schleifpfad (Rhein-Neckar-Kreis). In den 1950er/60er Jahren, spätestens seit Ende der 1970er Jahre ist der Abbau in dieser ca. 1,5 ha großen Kiesgrube zum Erliegen gekommen.
1985 hat die NABU-Gruppe Heidelberg das Gelände und gleichzeitig die Pflege des Biotops übernommen.
Wie viele andere offene Lebensräume ist auch die Kiesgrube Eppelheim auf eine dauerhafte Offenhaltung in Form von regelmäßigen Pflegemaßnahmen angewiesen. Trotz regelmäßiger
Pflege sind größere Flächen über die vergangenen Jahrzehnte mehr und mehr verbuscht. Es hat sich ein neuer Lebensraum entwickelt, der jedoch für viele gefährdete Arten der Pionierstandorte
ungeeignet geworden ist.
Straßenbahnlinie 22 bis Endstation "Kirchheimer Straße". Über Schwetzinger Straße, Goethestraße sowie Birkigstraße (an den Birkighöfen vorbei) gelangen Sie zum Biotop.
Der Zugang ist von Südwesten.
Letzte Aktualisierung: 30.12.2017 (MP)