Volles Haus im Naturschutzzentrum Heidelberg, als der Vortrag „Wann kommt der Biber nach Heidelberg“ auf dem Programm stand. „Ich bin der Biber“ ertönte es von der Türe her, aber natürlich kam er weder auf vier Pfoten noch im Pelzkleid. Es war Andreas Ness vom Heidelberger Institut für Umweltstudien, der sein Lieblingstier mit detaillierten Schilderungen und phantastischen Fotos so lebendig präsentierte, dass der größte einheimische Nager fast wirklich gegenwärtig war.
In der Mitte des 20. Jahrhunderts war der Europäische Biber (Castor fiber) durch Menschenhand u.a. wegen seines dichten Fells und leckeren Fleisches fast ausgerottet worden. Seit einigen
Jahrzehnten konnten sich seine Bestände durch Auswilderung und konsequente Unterschutzstellung erholen - das Pelztier ist wieder auf dem Vormarsch.
Anspruchslos und anpassungsfähig ernährt er sich rein vegetarisch, Männchen und Weibchen sind sich ein Leben lang treu, ihre Jungen dürfen 2 Jahre im Revier bleiben. Mit Geduld und ein bisschen Glück kann man Familie Biber aus etwas Distanz gut beobachten.
Der Eingang einer Biberbehausung liegt zum Schutz vor Feinden meist unter der Wasseroberfläche. Um den Wasserstand dafür zu regulieren, baut er Dämme. Biberspuren sind deshalb stets im Uferbereich von fließenden oder stehenden Gewässern zu finden: Rinden- und Holzspäne, sanduhrförmig angenagte Bäume, geschälte Zweige und markante Ausstiege weisen auf seine Anwesenheit hin. Mit seinem dichten, wasserabweisenden Fell, paddelartigen Schwanz und Schwimmhäuten an den Hinterfüßen ist das bis zu 1,40 m lange und 35 kg schwere Säugetier dem Leben im und am Wasser ausgezeichnet angepasst. Auf dem Speiseplan stehen junge (Wasser-)Pflanzen, Baumtriebe und Rinde von Weichholz-Bäumen, vorzugsweise Birken, Pappeln und Weiden.
Ist dem dämmerungs- und nachtaktiven Nager ein Gewässer zu flach, staut er es mit Ästen, Zweigen und Schlamm auf. Mit seiner speziellen Nage-Technik fällt er einen mittelstarken Baum locker in
einer Nacht. So gestaltet er in kurzer Zeit eine Auen-Landschaft und zaubert phantastische Biotope mit zahlreichen bedrohten Tier- und Pflanzenarten hervor, was Naturschützern oft trotz
jahrelanger Diskussionen, Planungen und Verhandlungen nicht gelingt. Natürlich können Biberdämme, „wahllos“ gefällte Bäume und Unterhöhlungen uns Menschen ganz schön in die Quere kommen. Wie die
Zuhörer dieses interessanten Vortrags erfahren durften, gibt es jedoch für jeden „Biberstreich“ eine praktikable Lösung.
Vom Osten her ist er jedoch über den Rhein-Main-Donau-Kanal schon weit voran gekommen – erste eindeutige Spuren wurden vor Heidelbergs Toren entdeckt. Alle Naturschützer freuen sich schon auf
seine Rückkehr.
Letzte Aktualisierung: 26.06.2015 (MP)