Über das vielfältige Wirken eines Naturschützers mit Leib und Seele, Herz und Hand
Armin Konrad ist eine der wichtigsten Persönlichkeiten im Naturschutz rund um Heidelberg. Für sein herausragendes bürgerschaftliches Engagement und seine Rolle als Initiator, Multiplikator und Brückenbauer zahlreicher Naturschutzprojekte wurde er jetzt mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Armin war 2018 Vorstandsvorsitzender des NABU Heidelberg und hat sich über Jahre hinweg erheblich für diese Region eingesetzt – immer mit viel Fachwissen im Gepäck und freundlich-ausgleichend zwischen den Interessen aller Akteure.
So hat Armin in Kooperation mit dem Umweltamt Heidelberg und den Landwirten aus der Region den Arbeitskreis „Biodiversität und Landwirtschaft“ initiiert - ein Meilenstein.
Für den NABU gründete er 2017 den Arbeitskreis Feldflur, der sich auch dem komplexen Thema Artenschutz auf landwirtschaftlichen Flächen widmet. Drei bedrohte Arten gelangten dabei besonders in den Fokus des Ornithologen: die Haubenlerche, das Rebhuhn und die kleine Spechtart Wendehals.
Wissenschaftliche Arbeit
Armin Konrad widmete sich umfassend der wissenschaftlichen Erforschung der Vogelwelt, leitete zahlreiche Kartierungsprojekte, erstellte Verbreitungskarten und Texte, unter anderem für das Grundlagenwerk „Avifauna Baden-Württembergs“, das in vier Bänden systematisch alle im Ländle nachgewiesenen Vogelarten beschreibt.
Seit 2008 ist Armin Mitglied der Ornithologischen Gesellschaft Baden-Württemberg e.V. (OGBW).
Er war auch Mitgründer von deren regionaler Arbeitsgruppe Ornithologische Arbeitsgemeinschaft (OAG) Rhein-Neckar, ein vereinsübergreifender Zusammenschluss interessierter Avifaunisten und Feldornithologen aus Heidelberg und der umliegenden Rhein-Neckar-Region.
Dem Schutz von heimischen Vogelarten dient ferner die von ihm initiierte Onlineplattform Ornithologie Nordbaden in Zusammenarbeit mit Professor Dr. Michael Wink, Uni Heidelberg.
Weitere Heidelberger Tätigkeiten
Seit 2012 ist Armin Konrad Naturschutzwart der Stadt Heidelberg. Für den NABU Nußloch-Leimen bietet er naturkundliche Exkursionen an. Zudem arbeitet er als Vertreter des NABU mit beim städtischen Umweltbildungsprogramm „Natürlich Heidelberg“, erstellt Flyer und Infotafeln für den Geo- und Naturpark.
Große Praxisrelevanz erlangte die Biodiversitätsstrategie für die Stadt Heidelberg, die auch vom Gemeinderat beschlossen wurde.
Oberbürgermeister Eckart Würzner würdigte Armin Konrad, heute 71-jährig, auf der Feierstunde im Palais Prinz Carl zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes:
„Ihr außergewöhnlicher Einsatz für den Naturschutz und ihre unermüdliche Arbeit im Bereich der Vogelwelt haben unsere Gemeinschaft nachhaltig bereichert“.
Lesen Sie unten auch die Glückwünsche von Andreas Kellner, Vorstand NABU Heidelberg, sowie einen passenden Artikel aus der Rhein-Neckar-Zeitung und eine sehr schöne Darstellung der Redaktion Nussbaum.
Wiedergabe der Rede im Original
"Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner, sehr geehrte Abgeordneten, Verwandte, Freunde, Wegbegleiterinnen und –begleiter,
ich bin zutiefst bewegt und dankbar für die Auszeichnung, die mir, auf Vorschlag von Ministerpräsident Winfried Kretschmann, durch den Bundespräsidenten Dr. Frank-Walter
Steinmeier verliehen wurde.
Herr Oberbürgermeister, ich danke Ihnen für Ihre Laudatio, ich danke Ihrem Team für die Organisation, Frau Flora Shao für die musikalische Einrahmung und Ihnen allen, liebe Gäste, dafür, dass sie
mich mit Ihrer Teilnahme an dieser Feier ehren.
Ich sehe eine ganze Reihe ehrenamtlich engagierter Naturschützerinnen und Naturschützer hier im Saal, die eine solche Würdigung auch verdient hätten.
Ich betrachte diese Auszeichnung deshalb auch als stellvertretend für das Engagement vieler in der Region.
Wenn ich an den Beginn meines Weges zum heutigen Tag zurückdenke, so danke ich auch meinen längst verstorbenen Großeltern, die mir als Junge ein kleines Beet in unserem
Hausgarten reservierten, in das ich pflanzen konnte, was ich wollte. Mein bevorzugtes Saatgut waren im nahegelegenen Wald gesammelte Baumfrüchte, wie Holunderbeeren, Eicheln, Ahornsamen und
Buchenfrüchte. So konnte ich früh beobachten, wie sich aus einer Buchecker eine Keimwurzel hervorschob und dass die Keimblätter völlig anders aussahen, als die nachfolgenden Laubblätter. Das z.B.
habe ich nie wieder vergessen.
Ich bin überzeugt, dass es sehr wichtig ist, Kindern, in einem sensiblen Alter, wenn sie große Freude am entdeckenden Erforschen der Natur haben, die geeigneten Möglichkeiten dazu zu eröffnen.
Dazu gehört auch das Spielen an Tümpeln und Bächen, das Bauen von Dämmen, das Sammeln von Schneckenhäusern und schönen Steinen.
Es ist diese kindliche Freude, welche viele Naturschützer als „innerer Antrieb“ ein Leben lang begleitet, auch wenn sie nicht mehr Steine sammeln, sondern Beobachtungen.
Die Person, die mir den Weg bis heute in besonderem Maße ermöglicht hat, ist meine Frau, Elke Oeldorf. Dafür bin ich ihr sehr dankbar. Sie hat mich auch mit Gelassenheit
unterstützt, wenn mir mein eigenes Tun mal wieder zu wichtig vorkam. Tim Bendzko hat es mit seinen humorvoll ironischen Worten in einem Lied sehr treffend ausgedrückt:
„ich muss nur noch kurz die Welt retten, hunderttausend Mails checken, bin gleich danach wieder bei dir“
Etwas, was ich im Laufe von vielen Jahren gelernt habe, ist, dass wir Naturschützer auch immer wieder falsche Einschätzungen treffen, Fehler machen und dazulernen müssen. Das zwingt zu einer
gewissen Demut im Rechthaben und ermöglicht einen Diskurs auf Augenhöhe mit anderen Akteuren, ohne Vorurteile und Vorwürfe voranzustellen.
Während meiner Zeit als Lehrer in Hockenheim pflegte ich mit Schülern eine Streuobstwiese und wir legten Überwinterungsmöglichkeiten für Zauneidechsen an. Dies wäre nicht möglich gewesen ohne
Unterstützung von Landwirten, die mit ihren Maschinen Gruben aushoben, Pferdemist als Dünger heranschafften, und zusätzliches Streuobst für die Vermostung bereitstellten.
Mit Acker- und Spargelbauern, Jägern, Förster und Lehrern gründete ich damals im Rahmen der Agenda Hockenheim die „Aktionsgemeinschaft für aktiven Naturschutz, die ihre
Aktivitäten auch auf die Pflege von Waldbiotopen ausdehnte. Die Verbindungen aus dieser Zeit bestehen z.T. bis heute und erleichterten die Entwicklung eines Artenschutzkonzeptes für die in
Baden-Württemberg vom Aussterben bedrohte Haubenlerche im Raum Hockenheim.
Nach meiner Pensionierung verlagerte ich meine Aktivitäten in die Region Heidelberg und versuchte auch hier das Modell einer kooperativen Zusammenarbeit mit Landwirtinnen und
Landwirten umzusetzen. Ich war Initiator des regionalen Arbeitskreises „Biodiversität und Landwirtschaft“.
Dafür, dass sich dieser Arbeitskreis als Erfolgsmodell etablieren konnte, danke ich allen Unterstützerinnen und Mitwirkenden aus der Landwirtschaft, der Jägerschaft, den
Naturschutzverbänden und nicht zuletzt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Umweltamtes der Stadt Heidelberg.
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, Sie haben mich im Einladungsschreiben zur heutigen Feier auch als einen Brückenbauer bezeichnet. Für mich ist das vielleicht der wichtigste
Aspekt, den ich durch mein Engagement beitragen konnte.
Liebe Anwesenden, gestatten sie mir bitte noch eine Vision:
Stellen Sie sich vor,
die Luft wäre frei von schädlichen Gasen und Feinstaub,
die Gewässer sauber und voller Leben,
die Böden fruchtbar mit einem artenreichen Bodenleben,
Gärten und Wiesen wären voller Blüten und überall summte und brummte es,
die Wälder wären gesund, ein Lebensraum für viele Waldbewohner,
wir können Feldlerchen über den Äckern singen hören und den Kuckuck vom Waldrand rufen,
und wir könnten uns wieder an einer Vielzahl von Schmetterlingen erfreuen…
Eine rhetorische Frage: Wer möchte das denn nicht?
Aber, wenn alle das wollen, warum ist es dann nicht so?
Warum sind weltweit geschätzt eine Million Pflanzen- und Tierarten vom Aussterben bedroht?
Ich persönlich denke, dass der Artenschutz und die Erhaltung der Artenvielfalt noch immer unter einem Aufmerksamkeitsdefizit und einer Annahme fehlender Dringlichkeit leiden.
Wir müssen uns immer erst noch um andere Dinge kümmern, die Rettung der Biodiversität hat dann wohl ja noch etwas Zeit.
Doch AKWs, Windräder, Straßen und andere Bauwerke lassen sich wieder beseitigen, politische Fehlentscheidungen in vielen Fällen korrigieren.
Aber, eine ausgestorbene Art lässt sich nicht zurückholen!
Helfen wir bitte alle mit, die Vielfalt unserer Welt zu erhalten.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit."
Armin Konrad, Heidelberg, 13.03.2025
Glückwünsche von Andreas Kellner, Vorstand NABU Heidelberg
"Eine großartige, verdienst- und ehrenvolle Würdigung für einen engagierten Menschen.
Sehr schön, dass der Naturschutz noch einen Platz in der Gesellschaft findet und dass Du, lieber Armin damit honoriert wirst!
Sehr wichtig ist der Naturschutz gerade jetzt, den wir nicht fördern können, ohne alle Ebenen der Gesellschaft einzubinden. Wir steuern gerade auf das sechste Artensterben zu und diesmal ist der Mensch die Ursache dafür. Weltliche Katastrophen zerstörten schon fünf Mal große Teile der Artenvielfalt unseres Planeten. Es entstanden immer jeweils andersartige Pflanzen- und Tierwelten, allerdings erst nach Millionen von Jahren.
Steuern wir als Naturschützer also unseren bescheidenen Anteil dazu bei, die Artenvielfalt zu retten, wir im NABU Heidelberg, um damit das Thema Biodiversität zu beleben.
Alles Liebe und Gute, und nochmal herzlichen Glückwunsch
im Namen des NABU Heidelberg."
Andreas Kellner
Letzte Aktualisierung: 22.03.2025 (MP)