Text und Fotos von Maike Petersen
Nunja – Sonntag um 10 Uhr, bei zwei Grad und Aussicht auf Nieselregen losfahren, um sich auf ein ungewisses Abenteuer einzulassen, ist nicht jedermanns Sache. Unsere NAJU-Filmprojektgruppe wollte aber unbedingt die Chance wahrnehmen und den Leiter des Arbeitskreises Fledermäuse – Christopher Paton – noch einmal vor der "Allgemeinen Großen Winterruhe" im Gelände filmisch begleiten. Im Gelände heißt in diesem Fall nichts Geringeres als auf dem Heidelberger Schloss, eine 1A-Adresse für mancherlei Tiere der Nacht wie Fledermäuse, Waldkäuze und Feuersalamander.
Christopher können wir schon von Weitem an der langen Alu-Leiter erkennen, die er sich recht lässig über die Schulter gelegt hat. Wir dagegen schleppen mit der leidgeprobten NABU-Sackkarre vier Fledermaus-Großraumhöhlen über Treppen und Kopfstein, jede davon 10 Kilo schwer. Lohnt sich aber, denn eine alleine kann als Wochenstube 70–100 Tieren dienen. Allerdings dauert es manchmal fünf Jahre, bis die Fledermäuse sie auch annehmen.
Die Fledermausgewohnheiten kennt Christopher Paton natürlich genau. Wir positionieren uns für unseren ersten Take: Jannis Petersen führt das Interview, Bruno Frey die Kamera. Maike Petersen „Psst“ das zahlreiche, neugierige Touristenpublikum aus: Ruhe jetzt! Als hätten die beiden nie etwas anderes getan, läuft das komplette Interview ohne einen Schnitt.
Danach gehen wir in den Schlossgarten und überprüfen einige Altkästen. Christopher kann erkennen, dass in dreien noch nie eine Fledermaus längere Zeit gelebt hat. Das liegt auch an ungebetenen Untermietern wie Wespen, die sich ebenso in Fledermauskästen wohlfühlen. Deswegen kontrolliert und säubert sie unser Arbeitskreisleiter regelmäßig.
Zum Überwintern findet man jetzt Ende November in den Kästen und Höhlen keine Fledermäuse. Vielleicht sporadisch einen Großen Abendsegler, der vorübergehend einen Unterschlupf braucht. Für die Winterruhe suchen sich die Heidelberger Fledermäuse lieber eine der zahlreichen Spalten im Mauerwerk des Schlosses oder gleich die unterirdischen Gewölbe, in denen sie sich eng zusammenkuscheln.
Als wir Höhle Nummer zwei aufhängen, blickt uns der derzeitige Architekt des Schlosses über die Schulter. Er erkundigt sich, ob diese großen Höhlen nicht eine ästhetische Beeinträchtigung im Schlosspark darstellen könnten, diskutiert dann aber lebhaft mit Christopher Paton über Fledermausschutz im eigenen Garten. Die Schlossverwaltung ist seit jeher sehr tolerant und unterstützt den Naturschutz in Heidelberg maßgeblich. Selbstverständlich bekam der NABU Heidelberg auch für diese Aktion die Einwilligung – und eben die schöne Leiter vom Schloss.
Der fertige Film wird mit weiteren von dem Film-Projektteam auf unseren NABU-YouTube-Kanal hochgeladen werden – vielleicht schon vor Weihnachten!
Der Betreuer des Kanals, Jannis Petersen (Foto), ist schon an der Bearbeitung.
Letzte Aktualisierung: 26.11.2017 (MP)