Text von Maike Petersen
Der NABU und sein bayerischer Partner, der Landesbund für Vogelschutz (LBV), haben den Waldkauz (Strix aluco) am 14. Oktober 2016 stellvertretend für alle Eulenarten zum Vogel des Jahres 2017 gewählt. Mit ihm will der NABU für den Erhalt alter Bäume mit Höhlen im Wald oder in Parks werben und die Öffentlichkeit für die Bedürfnisse höhlenbewohnender Tiere sensibilisieren.
Der Waldkauz ist die häufigste Eulenart in Deutschland, seinen typischen „hu-huu“-Ruf kennt fast jeder. Laut dem Atlas deutscher Brutvogelarten beträgt sein Bestand in
Deutschland 43.000 bis 75.000 Brutpaare und wird langfristig als stabil eingeschätzt.
Der Waldkauz ist in ganz Deutschland verbreitet. Er fühlt sich zwar seinem Namen gemäß in lichten Laub- und Mischwäldern am wohlsten, schätzt aber besonders Wälder mit Lichtungen und angrenzende Feldern. Längst ist er auch in städtischen Parkanlagen, Gärten oder auf Friedhöfen mit altem Baumbestand und geeigneten Bruthöhlen zuhause, die für ihn eine beträchtliche Größe haben müssen. Ein einmal erobertes Revier wird ein Leben lang genutzt.
Waldkäuze sind etwa 40 Zentimeter groß mit einer Flügelspannweite von fast einem Meter. Ihre Färbung reicht von Grau zu Rotbraun. Waldkäuze ernähren sich von kleinen Säugern und Vögeln aber auch von Würmern und Käfern. Uhus und Habichte gehören zu ihren natürlichen Feinden.
Waldkäuze leben streng monogam, die Partner bleiben ein Leben lang zusammen. Die Brutzeit beginnt im März. Das Weibchen legt in der Regel zwischen zwei und vier Eiern. Die Hälfte der Jungen
überlebt das erste Jahr aber nicht. Nach etwa 35 Tagen verlassen die Jungtiere das Nest, allerdings können sie noch nicht fliegen und werden als „Ästlinge“ in Bäumen sitzend von den Eltern noch
bis etwa zum 100. Lebenstag gefüttert.
Nach der Brutzeit trennen sich die Eltern. Sie teilen sich zwar noch das Revier, leben aber getrennt. Erst im Spätherbst nähern sie sich in der sogenannten Herbstbalz wieder an.
Kollisionen mit künstlichen Hindernissen verschiedener Art machen bei Waldkäuzen fast zwei Drittel aller Todesfälle aus. Im Vergleich zu anderen Vogelarten wird der Waldkauz besonders häufig Opfer im Straßenverkehr. Die Käuze jagen gerne auf den nächtlichen Straßen querende Mäuse und kollidieren dabei oft mit herannahenden Autos.
Genauso häufig sind Kollisionen mit Zäunen, Stromleitungen und Bahntrassen, deren dünne Drähte die Vögel im nächtlichen Flug nicht rechtzeitig erkennen können. Waldkäuze
verunglücken zudem recht häufig auf der Suche nach geeigneten Brut- und Schlafhöhlen in engen glattwandigen Kaminen und Lüftungsschächten, aus denen sie nicht mehr entkommen können.
Daher sind folgende Hilfsmaßnahmen wichtig:
Deutlich abgenommen haben glücklicherweise Unfälle durch Stromschlag an Stromleitungen, da in Deutschland alle in dieser Hinsicht besonders gefährlichen Mittelspannungsmasten inzwischen so gesichert werden müssen, dass auch große Vögel keine tödlichen Kurzschlüsse mehr auslösen.
Der Waldkauz braucht in erster Linie höhlenreiche Altholzbestände. Alte Höhlenbäume in Siedlungen, Parks und Gärten sind daher außerordentlich wertvoll und müssen vor der übertriebenen Umsetzung der Sicherungspflicht im Verkehr geschützt werden. In großen Wäldern der zahlreichen EU-Vogelschutzgebiete sollten entsprechende Maßnahmen gefördert werden.
Nistkästen - Erhaltungsmaßnahmen vom NABU-Heidelberg
Da die recht große Eule auch große Höhlen und damit alte Bäume braucht, ist die Installation von Nistkästen in geeigneten Bäumen eine ideale Bruthilfe.
Der Arbeitskreis Greifvogelschutz setzt sich bereits seit Jahren für den Waldkauz ein. Im Rahmen des aktuellen Klaus-Tschira-Projekts ist das Ausbringen weiterer Nistkästen geplant.
Am 25. Oktober 2016 hängte Professor Volker Voigtländer in der Nähe des Kohlhofes einen Waldkauzkasten in einen stattlichen Birnbaum.
Das Biotop ist in dieser Gegend sehr günstig, der NABU beobachtet dort immer wieder Waldkäuze. Das mächtige Frontblech dient als Marderschutz.
Am 22. November 2016 haben Professor Voigtländer und Herr Gäng einen weiteren Waldkauz-Nistkasten des Tschira-Projekts in einem viel versprechenden Biotop in Schlierbach aufgehängt:
"Seit Wochen ruft in diesem Areal regelmäßig und mit großer Ausdauer ein Kauzmann und gelegentlich antwortet ihm sogar ein Weib.
Und damit hoffen wir, dass sich das Paar bindet, den Kasten findet und sich im Frühjahr 2017 zur Brut entschließt", sagt Volker Voigtländer.
Am Samstag, 15. Dezember 2018 haben Reinhard Reetz und Volker Voigtländer in einem bewaldeten großen Gartengrundstück über dem Klingenteich einen Waldkauzkasten in einer Buche aufgehängt, dort ruft immer wieder einer.
Und am 20. Dezember haben Karl-Friedrich Raqué un Volker Voigtländer im Park des Astronomischen Rechenzentrums in HD-Neuenheim noch einen solchen Tschira-Kasten installiert. In diesem Park wurde kürzlich ein hohler Baum gefällt, der jahrelang einem Waldkauzpaar als Bruthöhle gedient hatte (s. Foto eines Altvogels von 2009 dortselbst). Darauf hatte uns Frau Schwalbe vom Rechenzentrum bei der NABU-Weihnachtsfeier aufmerksam gemacht, ihr herzlichen Dank!
Einfache Variante (Download am Seitenende):
Größere Variante:
Wichtig: Für Untersuchungen ist eine Genehmigung erforderlich, die Sie bei der Unteren Naturschutzbehörde erfragen müssen.
Letzte Aktualisierung: 25.12.2018 (MP)