Text und Fotos von Maike Petersen
Am 2. April 2016 fuhren zwei erwartungsvolle Jungen mit ihren ebenso neugierigen Müttern zu einem bäuerlichen Hof am Dilsberg - wunderschön nahe des Neckars gelegenen. Der Besitzer hatte dem NABU Heidelberg gemeldet, dass es auf seinem Grundstück und in der näheren Umgebung eine Unmenge an Mäusen gäbe: Er hatte von dem Klaus-Tschira-Projekt gehört und würde dem NABU anbieten, in seiner Scheune einen der neuen Schleiereulenkästen zu montieren.
Unser Greifvogelexperte Volker Voigtländer nahm den Ort vorab kritisch in Augenschein, entschied aber schnell, dass es sich hier tatsächlich um ein einzigartig günstiges Habitat handelt – eine hügelige, waldnahe und strukturierte Landschaft inmitten von Pferdekoppeln. Auch die geräumige Bretterscheune würde sich wunderbar für eine eulengerechte Montage des Kastens nutzen lassen.
Die zwei Jungs, Tim zehn Jahre und Jannis 13 Jahre alt, lud er kurzerhand als Helfer ein.
Tim hatte ein ganz besonderes Interesse an den verschleierten Vögeln: Da er Eulen über alles liebt, wird sein nächstes Referat in der Schule genau über die Schleiereule gehen. Da kommt ein bisschen Praxiserfahrung natürlich gut. Das Zusammentreffen zwischen dem angehenden und dem gestandenen Eulenexperten hatte etwas Anrührendes.
Lesen Sie das ganze, sehr lebendig geschriebene und gut recherchierte Referat von Tim hier.
Wir staunen nicht schlecht: Der Schleiereulenkasten erweist sich als erheblich größer als gedacht, die Seitenlänge beträgt fast einen Meter! „Damit die jungen Eulen auch ein bisschen mit den Flügeln schlagen können und sich dabei kräftigen“, erklärt Herr Voigtländer und ergänzt gut gelaunt „Wir werden so ein bis zwei Stunden brauchen...“ Das erschreckt das motivierte Helferteam dann doch etwas. Einfach in eine Ecke stellen oder hängen kann man den Kasten aber ja nun mal nicht. Er muss passgenau direkt an die Innenseite der Scheunenwand geflanscht werden, am besten mit einem direkten Ein-Aus-Flugloch ins Freie.
Dieses Loch hat zwar nur die Größe eines Taschenbuchs, muss aber auch erst einmal in das Hartholz der Wand gesägt werden. Die Laien zweifeln leicht, Schleiereulen haben doch eine Spannweite von bis zu 95 Zentimetern! Jannis darf den Feinschliff machen.
Eine kleine Abtrennung neben dem Einflugloch macht das Kasteninnere schön dämmrig. Genau wie es die Eulen lieben. Und eine großzügige runde Revisionsklappe auf der Rückwand lässt einen weiträumigen Zugriff zu. Genau wie es die Pfleger lieben. Schleiereulen bauen kein Nest. Normalerweise bildet sich aber auf dem Boden nach und nach als unverkennbare Gebrauchs- und Wohlfühlspur eine weiche Matte.
„Man muss nicht unbedingt den Kasten reinigen“, führt Herr Voigtländer aus. „Es ist aber dennoch gut, wenn man etwa einmal jährlich den Einstreu erneuert. Dazu kann man grobe und feine Holzspäne sowie Pflanzenfasern oder Ähnliches nehmen. Am besten man macht es gegen Abend, wenn die Eulen ausgeflogen sind.“ Ansonsten ergeben sich für den „Eulenwirt“ keine weiteren Wartungs- oder Pflegearbeiten.
Der NABU sieht aber sehr gerne hin und wieder vorbei und hilft bei Unklarheiten!
Nach mehr als zwei Stunden Messen, Bohren, Sägen, Schrauben füllt Tim das fluffige Material ein und wir beschriften den Kasten noch schnell.
Wir sind wirklich gespannt, wann die Eulen ihn finden!
Einen Tag vor dem dritten Advent erreichte Volker Voigtländer der Anruf eines Scheunenbesitzers in Dilsbergerhof, er habe extra für unser Projekt ein Gerüst aufstellen lassen und man müsse sich beeilen, das Gerüst stünde nur für wenige Tage.
Professor Voigtländer hatte in der Scheune schon früher Gewölle und Kotspuren gefunden, also wurde er sofort vor Ort tätig.
Am ersten August 2019 schrieb Prof. Voigtländer:
"Mit Hilfe einer Wildtierkamera hier der erfreuliche Beweis: ein Schleiereulenpaar in Dilsbergerhof hat einen Tschira-Kasten bezogen. Auf Nachwuchs darf gehofft werden."
Letzte Aktualisierung: 03.06.2019 (MP)