Mehr echte Natur auf Grünflächen, in Blumenbeeten und auf Verkehrsinseln – das war das Ziel des NABU-Projektes „Mehr Natur im Siedlungsgrün“. Auch Heidelberg wurde als eine von 20
Kommunen mit Vorbildcharakter ausgewählt.
Die Urbanisierung, d.h. die Ausdehnung der Siedlungen, schreitet auch in Baden-Württemberg ungebrochen voran. Damit verbunden sind erhebliche Belastungen für Naturhaushalt und Klima sowie die biologische Vielfalt: Lebensräume gehen verloren, die offene Landschaft wird durch Siedlungen unterbrochen, ihre „Durchlässigkeit“ für Tiere geht verloren.
2013 waren in Baden-Württemberg ca. 14 % Siedlungs- und Verkehrsflächen (zum Vergleich: Die Naturschutzgebiete machen nur ca. 2,4 % aus). Siedlungen können aber
sehr vielfältige Lebensräume sein, sofern die dortigen Freiflächen – das „Siedlungsgrün“ – Tieren und Pflanzen die Chance für eine Ansiedlung geben. Die Verantwortung der Kommunen, diesen
Beitrag zur Förderung der Biodiversität zu leisten, wächst in dem Maße, wie die Ausdehnung der Siedlungsflächen zunimmt. Dies haben etliche Gemeinden erkannt, und sorgen für ein
Management des Siedlungsgrüns, das die Biodiversität fördert.
In dieser Broschüre finden sich Tipps, Erfahrungen und Beispiele, die zeigen, was in innerörtlichen Grünanlagen möglich ist und wie die Natur auch in unseren Dörfern und Städten ihre Nischen finden kann.
Sie richtet sich vor allem an die kommunalen Gartenbauämter, an Bauhöfe, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister und Gemeinderäte und -rätinnen. Außerdem ist sie ein gutes Werkzeug für Bürgerinnen
und Bürger, die dieses Thema in ihrer eigenen Gemeinde vorantreiben möchten, weil sie konkret darstellt, wie Kommunen Gehölze, Grünflächen, Gewässer und Blumenbeete naturnäher gestalten
können.
Auswahlkriterien: Der NABU Baden-Württemberg hat in Zusammenarbeit mit dem städtischen Gartenbauamt Karlsruhe eine Kriterienliste erarbeitet, mit der sich das Management der Grünflächen, die quasi in jeder Gemeinde vorkommen, bewerten lässt.
Bei der Bewertung des Grünflächenmanagements spielen folgende Kriterien eine Rolle:
• Wiesenflächen: Mahdrhythmus (I)
• Stauden- und Beetflächen: Anteil heimischer Arten, Düngung und Pestizideinsatz (II)
Außerdem wurden auch die folgenden Themen beachtet:
• Gehölze und Brachflächen (IV)
• Still- und Fließgewässer (V)
Als wichtiger Erfolgsfaktor für „Mehr Natur im Siedlungsgrün“ wurde außerdem der Faktor Öffentlichkeitsarbeit bewertet (III).
Die Auswahl als Beispielkommune bedeutet, dass die Gemeinde in der jeweiligen Kategorie im Sinne der innerörtlichen biologischen Vielfalt agiert.
Das schließt indes nicht aus, dass die grundsätzlichen Belastungen, die die Urbanisierung für den Naturhaushalt insgesamt bedeutet, weiterhin bestehen. Besonders konfliktbeladen ist immer wieder
die „Gehölzpflege“ bzw. der Umgang mit alten Bäumen im Siedlungsraum (Probleme wie Verkehrssicherung).
Im Rahmen des Projektes wurden folgende 20 Kommunen ausgewählt, die ihre Grünflächen in großen Teilen naturnah bewirtschaften. Welche der o.g. Themenfelder dabei vorrangig zur Auswahl führten, zeigt die römische Ziffer hinter dem Gemeindenamen:
- Bad Saulgau (I,II,III,IV)
- Biberach a. d. R. (I,III,V)
- Bietigheim-Bissingen (I,III)
- Deggenhausertal (I,II,III)
- Donzdorf (I,II,III)
- Esslingen (I,III)
- Ettenheim (III,IV,V)
- Freiburg i. B. (I,III)
- Friedrichshafen (I,III,V)
- Heidelberg (I,III)
- Heidenheim (I,II,III)
- Karlsruhe (I,III)
- Lahr (I,II,III,V)
- Ostfildern (I,III,IV)
- Rastatt (I,II)
- Rheinstetten (I,II,III,V)
- Singen (I,II,III,V)
- Trossingen (I,II,III)
- Universität Tübingen Initiative „Bunte Wiese“ (I,III)
- Walzbachtal (I,II,III)
Am Beispiel dieser Gemeinden unterschiedlicher Größe soll gezeigt werden, welche Vorteile ein naturgemäßes Flächenmanagement mit sich bringt und so auch andere Kommunen für das Thema gewonnen
werden.
Letzte Aktualisierung: 06.10.2015 (MP)