Text und Fotos von Artenschutzberater Thomas Hartmann
Die Bekämpfung der Asiatischen Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) ist von der EU vorgeschrieben, da sie im EU-Raum den Status „invasive Art“ hat.
Praktisch jedoch kenne ich in Mannheim, Heidelberg und Peripherie nur seltene Einzelsichtungen – und ein Nest in Leimen im Jahr 2017, das ich geborgen habe.
Öffentlich wirksame Gegner der Asiatischen Hornisse sind im Wesentlichen Imker, die in dieser Hornissenart eine Gefahr für ihre Honigbienen-Völker sehen. Imker, die sie bekämpft haben möchten, führten mir gegenüber bisher nur ihr Interesse an, ihre Honigproduktion soweit irgendmöglich zu sichern, haben also ein wirtschaftliches Argument vorgebracht und nicht den Artenschutz im Sinne des Naturschutzes.
Diese Meinung wird aber nicht von allen Imkern vertreten, die negative Erfahrungen machten. Vereinzelt sprachen mir gegenüber Imker sogar von sich sehr schnell regenerierenden Honigbienenvölkern ... im Nachhinein „nicht der Rede wert“.
Gefahren für Honigbienen (weil Nutz-/Haustiere und keine Wildtiere) sind verwaltungstechnisch ureigentlich Sache der Veterinärämter und nicht der Naturschutzverwaltungen. Dennoch hat sich die Zuständigkeit für die Bekämpfungsmaßnahmen auch in Naturschutzabteilungen der Verwaltungen etabliert.
Mir jedoch ist trotz intensiver Beschäftigung mit Wespen, Honig- und Wildbienen in den vergangenen Jahren kein Schaden durch die Asiatische Hornisse aufgefallen oder zu Ohren gekommen, der Naturschutzmaßnahmen erfordert.
Es gab Fälle, in denen mehrere Asiatische Hornissen vor der Abflugöffnung eines Honigbienenstockes auflauerten, bis die Bienen in Nahrungsmittelknappheit kamen. Aber ich selbst habe schon beobachtet, wie unzählige Deutsche Hornissen noch viel mehr Honigbienen an einer Blütentracht abfingen und für den widerstandslosen Transport gleich fertig zerlegten.
Da drängt sich einem die Frage auf, warum wird dann nicht viel mehr die systematische Vernichtung der für Honigbienen-Völker von der Masse her „eher gefährlichen“ Deutschen Hornisse gefördert und deren besonderer Schutzstatus abgeschafft? Die Deutsche Hornisse tötet ein Vielfaches der Menge an Honigbienen, die die Asiatischen Hornissen in unserer Region zur Zeit leisten könnten.
Die Asiatische Hornisse ist von mir schon seit 2014 mehrfach zwischen den badischen Gemeinden Oberschefflenz und Sandhausen gesichtet oder mir berichtet worden. Funde und Beobachtungen werden jedoch trotz zunehmender Beobachtungszeit weniger. Besonders für Gegner und ökologisch Denkende interessant: Die neuen Königinnen kommen teils schon im Februar aus ihren Winterlagern und werden Mangels Alternativen (insektenarmes Deutschland, insektenarme Jahreszeit) rasch von heimischen Wildvögeln gejagt und gefressen.
Hörensagen über die Asiatische Hornisse in Europa ist stark durch Panikmache, Falschbestimmungen der Art und alleinige wirtschaftliche Interessen von Imkern geprägt. Die Reizbarkeit der Asiatischen Hornisse ist nicht höher als bei der Deutschen Hornisse. Sie verteidigt immer ihr Nest gegen Unbekannte, bei bereits leichten Erschütterungen, und sticht nur, wenn ihr Flucht nicht möglich scheint.
Die Lebensweise der Asiatischen Hornisse ist im Wesentlichen der Deutschen Hornisse gleich. Der Begriff „invasive Art“ kann für sie im Raum Heidelberg und Mannheim aus meiner Sicht nicht bestätigt werden. Imker, die Probleme melden, sollten selbst verständlich ernst genommen werden, aber eine (EU-weite) Einstufung als „invasive Art“ überdacht werden.
Bekämpfungsmaßnahmen in Deutschland sind nur punktuell möglich und wirken gegenüber den geschätzt häufiger vorkommenden unentdeckten Nestern jetzt schon etwa wie „ungezielte Schüsse in den stockdunklen Wald“.
Bei den Honigbienen ist es vielleicht auch nur eine Frage der Zeit, bis diese zunehmend effiziente Strategien gegen den Neubürger aus Asien entwickelt haben.
Mehr Wissen dazu
Die Asiatische Hornisse ist dunkler als unsere heimische Hornisse (Vespa crabro). Wie diese lebt sie in einjährigen Völkern, die bis in den Spätherbst aktiv sind. Mit 1000 bis über 2000 Tieren können ihre Völker aber erheblich größer sein.
Es kann laut Artenschutz-Fachberater Thomas Hartmann bei der Deutschen und Asiatischen Hornisse vorkommen, dass Jungköniginnen im dem Nest überwintern, in dem sie im Sommer oder Herbst geschlüpft sind. Aber spätestens zur Suche nach einem eigenen Nestplatz im folgenden Frühjähr verlassen sie endgültig das im Vorjahr von ihrer Mutter gebaute Nest.
Die Asiatische Hornisse fand vermutlich 2004 in einer Schiffsladung ihren Weg von China nach Frankreich. Sie verbreitete sich rasch von der Gegend um Bordeaux nach Spanien und Belgien. Am 9. September 2014 gelangen der Biologin Eva Arnold in ihrem Dahliengarten in Waghäusel bei Karlsruhe der erste fotografische Nachweis der Asiatischen Hornisse in Deutschland.
Eher nicht in der Rheinebene
Die inzwischen relativ insektenarme und derzeit dauerhaft zu heiße Agrarsteppen-Rheinebene (ohne Bergstraße) nicht nur in unserer Region bietet weder den Deutschen noch den Asiatischen Hornissen nennenswerte Nahrungsgründe, weswegen hier auch eher keine Probleme zu erwarten sind. Eher halten sich die Tiere auf Dauer im niederen strukturreichen Odenwald mit Bergstraße oder auch Kraichgau auf.
Die Imker fürchten eine weitere Dezimierung der Bienenbestände und die Insektenkundler negative Konsequenzen für unsere heimische Fauna.
Letzte Aktualisierung: 10.05.2020 (MP)