Von Kirsten Dressel
Durch die Sanierungen der Gebäude, insbesondere der Dächer, werden unglaublich viele Nistplätze von Mauerseglern unwiderruflich vernichtet, was meist unwissentlich geschieht. Gerade die Nester der Mauersegler sind schwer zu erkennen. Selbst Dachdecker und Zimmermannsleute, die eigentlich darauf achten müssten, da Nistplätze ganzjährig geschützt sind, übersehen oft deren Nester.
Das Nest unter dem Dachbalken links ist schwer zu erkennen - oben rechts ist ein weiteres zu sehen. Fotos: K. Dressel
Auch die Eigentümer sind meist davon überzeugt, dass kein Mauersegler unter ihrem Dach nistet, aber sehr oft stellt sich dann doch einer oder sogar eine ganze Kolonie heraus.
So gehört auch das Nest rechts oben zu einer großen Kolonie mit 30 Nistplätzen in der Dantestraße. Die Dachsanierung fand Ende 2019 bis zur Ankunft der Segler in 2020 statt. Hier hatte schon das Telefon zur UNB geglüht, damit endlich das Gerüst abgebaut wird. Die Eigentümer hatten keine Ahnung von der Kolonie an ihrem Gebäude und die Dachdecker hatten die Nester übersehen. Ihr Erhalt war erfolgreich und die Segler haben die neuen Einflüge gefunden.
Die Bilder zeigen 13 Tage alte Mauerseglerküken in einem Nistkasten. Fotos: K. Dressel
Mauersegler sind sehr spezifisch, da sie ausschließlich in der Luft leben, außer zum Brutgeschehen. Sie hüpfen nicht auf Bäumen oder Dächern herum, woran man vielleicht schon einen Nistplatz erahnen könnte, wie beispielsweise beim Haussperling (Spatz). Sie kommen mit 120 km/h angeflogen und ehe man es richtig mitbekommt, sind sie in einer Ritze oder Spalte unter dem Dach zu ihrem Nistplatz verschwunden.
So kann es passieren, dass man auf der Suche nach Nistplätzen im falschen Moment mit dem Auge zwinkert und dadurch den Einflug verpasst hat. Umso mehr sind wir vom Arbeitskreis auf Rückmeldung der Bevölkerung angewiesen.
Da der Mauersegler extrem standorttreu ist, kehrt er immer wieder an seinen „alten“ Nistplatz nach der langen Reise aus dem Winterquartier zurück. Wurde der Nistplatz in der
Zwischenzeit verschlossen, wird ihm seine Ortstreue zum Verhängnis.
Durch die staatliche Förderung der Energiesparverordnung - was zweifelsohne eine wichtige Maßnahme zur Reduzierung des CO2 Ausstoßes ist - werden die Sanierungen in einem unglaublich schnellen Tempo vorangetrieben, ohne dass auf eine eventuelle Nistplatzzerstörung und dessen Erhalt, deutlich hingewiesen wird. Durch die Versiegelung - hauptsächlich der Dächer, finden sämtliche Gebäudebrüter keine Schlupflöcher mehr, wodurch ihnen die Lebensgrundlage genommen wird.
Eine weitere Chance wird bei Neubauten vertan, wenn nicht von vornherein Nistmöglichkeiten für alle Gebäudebrüter mit eingeplant werden. Selbst der früher überall gesehene Spatz gilt inzwischen als vom Aussterben bedroht!
Deshalb sind wir auch um gute Kontakte mit Bauunternehmen, Architekten, Dachdeckerfirmen und Zimmersleuten bemüht - ja, sogar angewiesen!
Nur, wenn alle informiert sind und sich um die Bedeutung und Tragweite der Maßnahmen bewusst sind, besteht Hoffnung, dass der großen Not der Gebäudebrüter Rechnung getragen wird.
Dass die Wintermonate so trostlos wirken, liegt nicht nur am grauen Wetter und den kurzen Tagen, sondern die lauten lebensfrohen Rufe der Mauersegler am Himmel fehlen - auch, wenn viele das gar nicht bewusst wahrnehmen.
Nehmen Sie bei Fragen gerne Kontakt mit dem AK Mauersegler auf!
Es scheint noch lange hin, bis die Mauersegler aus ihrem afrikanischen Domizil wieder bei uns in Heidelberg das ganz besondere Gefühl von Sommer versprühen. Aber schon jetzt kann man ihnen mit passenden Nistgelegenheiten ihre Rückkehr und erfolgreiche Brut erleichtern. Kirsten Dressel macht sich schon lange in der Region für die Mauersegler stark: „Für mich ist es einfach wichtig, da was dafür zu tun.“ Sehen Sie hier das Interview des RNF-Fernsehens mit unserer Heidelberger Mauersegler-Expertin vor Ort und lassen Sie sich inspirieren.
Aus der RNF-Mediathek: Luftakrobat sucht Nistplatz –
Mauersegler bald wieder da
Letzte Aktualisierung: 14.03.2021 (MP)