19. Februar 2021
AK-Umweltpolitik des NABU-Heidelberg, V.i.S.d.P: Cornelia Wiethaler 0174-3058688, cornelia(at)wiethaler.net
Aktuelle weitere Informationen finden Sie auch unter "Themen und Projekte".
Das Mühltal 1968, 2018 und 2021
Die Karten zeigen die Entwicklung des Mühltals und des umgebenden Waldes. Die dargestellten Wiesen waren um 1968 fast noch alle offengehalten, um 1995 drohten sie völlig zu verbuschen. Dann begann der Verein Heidelberger Biotopschutz e.V. in Abstimmung mit dem Umweltamt und mit dem Englischen Institut als Projektpartner 1996 mit der Erstpflege und mähte die noch heute offenen Wiesen 20 Jahre lang. Im unteren Bereich war das Anwesen von Herrn Frey, der die Flächen um seine Halle mit Pferden beweidete. Leider kann der Heidelberger Biotopschutz-Verein seit 3 Jahren die Pflege der Wiesen nicht mehr leisten. Heute werden die Wiesen durch einen Lohnunternehmer gepflegt.
Das aus Sicht des Vereins größte Problem in den letzten 25 Jahren war neben der zunehmenden Verbuschung und Verwaldung der stetig zunehmende Druck durch Erholung suchende Menchen, der auf dem Mühltal lastet.
1995 plante der Heidelberger Biotopschutz auch die Umgestaltung der verlandeten Fischzuchtbecken, die in Abstimmung mit dem Forstamt mit der Fa. Karolus in Laichgewässer umgestaltet wurden. Die Gewässer wurden in den letzten 25 Jahre zweimal wieder ausgebaggert, so auch im letzten Herbst. Hunde sollten jetzt von den Laichgewässern ferngehalten werden. Das Monitoring bezüglich der Amphibienbestände leistet der Heidelberger Biotopschutz dort weiterhin. Die Population des Grasfrosches hat sich gut entwickelt. Alle Daten dazu liegen vor. Die Hirschwiese wird durch den BUND gepflegt. (Dr. Thomas Trabold, Heidelberger Biotopschutz)
Liebgewonnene Bäume
Immer wieder gibt es einzelne von der Bevölkerung liebgewonnene Bäume. So wird ein Tulpenbaum am Winterweg als „Verlobungsbaum“ geschätzt (Maria Hufnagel-Schwab, NABU-AK-Umweltpolitik). Der
Leiter des Forstamtes Dr. Baader und Revierförster Ullmann haben zugesichert, diesen zu erhalten. Die von Vogelpaaren beliebten und belebten Habitatbäume, in deren Höhlen sie ihren Nachwuchs
aufziehen, sind geschützt und werden grundsätzlich nicht gefällt.
Durchforstung
Es handelt sich 2021 im Mühltal um eine übliche, zu begrüßende und nicht zu beanstandende Durchforstung: der Förster sucht sich die Bäume raus, die er stehen lassen möchte, seine
Zukunftsbäume. Sozusagen denen zuliebe, zu deren Gunsten sucht er andere Bäume aus (markiert sie), die gefällt werden sollen. (Die Bäume stehen ja immer zu dicht, daher die Durchforstung).
Das Waldbild wird dadurch schöner, das Kronendach bleibt nicht ganz so dicht, es erreicht mehr Licht den Boden und es können sich eine Krautschicht und eine Strauchschicht entwickeln: der
Wald ist danach stufig aufgebaut. Das ist absolut wünschenswert und in vielen Teilen des Stadtwalds bereits durchgeführt. (Volker Violet, Leiter des AK-Botanik 1 im
NABU-Heidelberg)
Die Heidelberger Jägervereinigung unterstützt die Arbeiten des Forstamtes allgemein. Die Jäger arbeiten schon seit vielen Jahren eng mit dem Forst positiv zusammen. Bei
Meinungsverschiedenheiten tauschen sie diese aus und sprechen darüber. Durch immer wieder neue Erkenntnisse hat sich die Arbeit im Wald enorm verändert. „Naturverjüngung“ ist so
ein Zauberwort. Es gibt keinen Kahlschlag mehr und dadurch auch keine Zäune im Wald. Einzelschutzmaßnahmen werden angewandt. Das Forstamt Heidelberg weiß was es tut. Die führenden Personen haben
diese Arbeit studiert und bilden sich ständig weiter. (Heinz Kaltschmidt, Kreisjägermeister, Heidelberger Jägervereinigung e.V.)
Die Durchforstungsmaßnahme betrifft einen großen Hangbereich, der dadurch mehr Licht erhält. Dadurch können mehr Wildpflanzen und junge Bäume nachwachsen. Mehr Insekten und Vögel finden
Lebensraum. Entlang der stark begangenen Wege sind Einzelmaßnahmen aufgrund der Verkehrssicherungspflicht erforderlich. Die Entnahme der Fichten wird mit der Durchforstung kombiniert. (Dr. Rainer
Zawatzky, Vorstand BUND Heidelberg)
Geomorphologie, Wasser
Das Mühltal ist ein langgezogenes, ost-west-ausgerichtetes Kerbtal mit steilen Hängen und einer schmalen Talaue. Der geologische Untergrund wird vom mittleren Buntsandstein
gebildet, nur im unteren Bereich im Talgrund ist unterer Buntsandstein angeschnitten. Es handelt sich meistens um einen mittel- bis grobkörnigen Sandstein mit verkieseltem Bindemittel. Das
Gestein ist daher sehr karbonatarm.
Im unteren Bereich des Tales wird das anstehende Gestein von geringmächtigen Fließerde-Decken, sogenannten Solifluktionsdecken, überdeckt. An einzelnen Stellen finden wir Blockschutt.
Auf diesem Ausgangsmaterial bildeten sich nährstoffarme, zur Versauerung neigende sandige Podsol-Braunerden. Im schmalen Talgrund finden sich die jüngsten Ablagerungen mit Lößlehm und fluvialen
Sedimenten. Sie wurden als Wiesen genutzt.
Solche Täler liegen im Buntsandstein-Odenwald meist parallel dicht beieinander. Sie bilden sich entlang von Zerrüttungs- und Kluftsystemen des Untergrunds. Aufgrund der Lage haben sie ein kleines
Einzugsgebiet. Der Abfluss erfolgt an den steilen Hängen in den sandigen Böden und auf den Fließerden vor allem als Zwischenabfluss: der Niederschlag, der zu Boden fällt, dringt in den Boden ein
und sammelt sich in Abflussbahnen in geringer Tiefe, in denen sie mit Verzögerung dem Bach oder Quellen zufließen.
Grundwasser liegt vor allem als Kluftgrundwasser vor. Der sandige Boden hat eine hohe Wasserdurchlässigkeit und geringe Wasserhaltekraft. Da der Wald in der Vegetationszeit das Wasser im Boden verbraucht, findet Grundwasserneubildung vornehmlich im hydrologischen Winterhalbjahr statt. Aufgrund dieser natürlichen Verhältnisse weisen die Quellen große Schwankungen in der Quellschüttung auf. Bei langanhaltender Trockenheit fallen die Oberläufe auch mal trocken. (Dr. Dorothee Hildebrandt, Geomorphologin)
Wiesengrund
Am Wiesengrund längs des Mühlbachs wachsen Bäume nach und nach in diesen Bereich hinein. Dadurch wird die waldfreie Fläche zunehmend kleiner. So schwindet der Lebensraum für viele
Blühpflanzen. Für den Biotop- und Artenschutz, die kulturlandschaftliche Vielfalt und für den Erholungswert ist es wünschenswert, den Wald aus der Talaue zu verbannen. Es ist aus
Naturschutzsicht daher sinnvoll dort Bäume zu fällen. (Volker Violet, Leiter des AK-Botanik 1 im NABU-Heidelberg)
Frage: Teile des typischen Erlenbruchs und der Erlen-Galerie am Bach entlang erhalten?
Wegesanierung
Der Weg wurde auf Wunsch zahlreicher Erholungsuchender mit Kinderwagen, Fahrrad, Rollator oder Wägelchen mit Wasserkanistern saniert. Die Decke wurde ohne Verbreiterung des Weges neu asphaltiert.
Für die Holzabfuhr (wie unterstellt wurde) ist das unerheblich, denn für schwere Fahrzeuge ist nur der Unterbau entscheidend. Die glatte Fläche ist jedoch zur Abführung des Oberflächenwassers in
die Gräben wartungsarm und vorteilhaft.
Grundsätzlich sind unversiegelte Waldwege ökologisch zu bevorzugen. Dieser Weg ist jedoch einer der meistgenutzten Waldwege Heidelbergs. (Dr. Thomas Trabold, Heidelberger Biotopschutz)
Holzmarkt
Zur Frage, weshalb die Maßnahme gerade jetzt durchführt werden, wo die Holzpreise im Keller sind, nachdem reichlich Schadholz angefallen ist. Die Durchforstung muss - aus Gründen der
Arbeitseinteilung - kontinuierlich und vom Markt unabhängig geschehen. Es sind vor allem Fichten markiert, deren Entnahme Sinn macht. Die Holzentnahme ist auch wichtig für den Klimaschutz: CO2
binden und aus dem Kreislauf nehmen lässt sich nur, wenn wir das Holz, und zwar nicht nur „kranke“, sondern insbesondere auch „gesunde, kräftige“ Bäume zu langlebigen Produkten verwerten. Ein
Dachstuhl vom Schwarzwaldhof bindet beispielsweise das CO2 über 400 Jahre, im unberührten „Bannwald“ wird das CO2 aus den alten abgängigen Bäumen dagegen großteils wieder freigesetzt.
Ich bedauere, dass die Durchforstungs- und Naturschutzmaßnahmen aufgeschoben werden mussten und frage mich: Wie kommen wir zu mehr regionaler Vermarktung des Holzes aus dem Heidelberger
Stadtwald? Dann steigt vielleicht auch die Wertschätzung der Forstarbeiten. (Cornelia Wiethaler, Sprecherin, NABU-Heidelberg)
Informationsveranstaltung des Forstamtes
Wir begrüßen die geplante Informationsveranstaltung des Forstamtes für die Bevölkerung. Es geht darum zu verstehen, warum schöne, gesund wirkende Baum gefällt werden und andere
stehen bleiben. Wir unterstützten die Arbeit der Forstfachleute und ihren Dialog mit der Bevölkerung.
Cornelia Wiethaler, Sprecherin Vorstand NABU-Heidelberg
Dr. Rainer Zawatzky, Vorstand BUND-Heidelberg
Gerhard Kaiser, BUND-Kreisgruppe Heidelberg
Dr. Thomas Trabold, Heidelberger Biotopschutz e.V.
Gerhard Kaiser, Arbeitskreis Rhein-Neckar des Landesnaturschutzverbandes Baden-Württemberg e.V.
Heinz Kaltschmidt, Kreisjägermeister, Heidelberger Jägervereinigung e.V.
Volker Violet, NABU-AK Botanik 1
Maria Hufnagel-Schwab, NABU-AK Umweltpolitik
Dr. Dorothee Hildebrandt
Letzte Aktualisierung: 21.03.2021 (MP)