02. Februar 2021
Update im Juli 2022 siehe unten
AK-Umweltpolitik des NABU-Heidelberg, V.i.S.d.P: Cornelia Wiethaler 0174-3058688, cornelia@wiethaler.net
Auch eine unterirdische Bebauung zerstört auf Dauer
Hiermit wenden wir uns entschieden gegen die geplante, etwa 700 m² große Teilversiegelung des Montpellierplatzes für eine unterirdische Technikzentrale der historischen Stadthalle (1).
Dieses städtische Ökosystem mit sehr hoher bioklimatischer Bedeutung (2) würde – trotz der angestrebten Erhaltung der Bäume - zu einem großen Teil zerstört und in seiner Gesamtqualität beeinträchtigt werden. Im Sinne einer doppelten, d.h. ökologischen Innenentwicklung ist die Erhaltung der wenigen (3) öffentlichen innerstädtischen Grünflächen Heidelbergs angesichts der notwendigen Klimaanpassung geboten.
Beim Bürgerentscheid gegen die Bebauung des Parks durch ein Kongress-Zentrum im Jahr 2010 hatten sich bereits 26.000 BürgerInnen für dessen Erhalt ausgesprochen (4).
Begründung
In der von sehr hoher Versiegelung betroffenen Altstadt geht die Teilversiegelung dieses dem Neckar zugewandten kleinen Parks mit dem Verlust von Kühlungs- und
CO²-Bindungsfunktionen einher (5). Hinzu kommt die Zerstörung des Schutzgutes Boden (§ 1 BauGB(6)). Natürliche Bodenfunktionen als Bestandteile des Naturhaushaltes
werden zerstört.
Die 700 m² Dachbegrünung auf der Technikzentrale kann den gewachsenen Boden nicht ersetzen und geht im Sommer zudem mit einem hohen Bewässerungsaufwand einher. Die Reduzierung der Wasserspeicherfähigkeit ist riskant und wäre - ebenso die Behinderung und der Rückstau des Hangwassers vom Königsstuhl - ein Fehler. Der Wurzelraum des alten Baumbestandes zum Neckar hin wird abgeriegelt. Dadurch werden die Lebensbedingungen der Bäume beeinträchtigt.
Der Park ist im Rahmen der Familienoffensive Heidelberg im Kinderstadtplan (7) als einzige grüne Entdeckungsfläche der Altstadt ausgewiesen. Im Vergleich mit dem natürlichen, tiefgründigen Boden
ist jede Form einer Dachbegrünung der Technikzentrale mit ihren Lüftungsschächten minderwertig. Auch entfällt der Park für alle Bürger*innen auf längere Zeit als Erholungsmöglichkeit und
Naturentdeckungsraum.
Durch die Bebauung fehlen seine wichtigen ökologischen Funktionen wie Sauerstoff-Bildung, Staubfilter, CO2-Speicher, Klimaregulator für einige Zeit gänzlich und bleiben dauerhaft gemindert.
Die Erhaltung des grundwassergebundenen Bodens und das Vermeiden weiterer Versiegelung innerstädtischer Grünflächen folgt der Notwendigkeit einer Klimaanpassung (8) der
überdurchschnittlich heißen Stadt Heidelberg. Hitzeschutz ist Bevölkerungsschutz (9). Die geplante Teilversiegelung würde die Überhitzung dieses Altstadtbereichs weiter verstärken und somit auch
den Anforderungen Heidelbergs als Mitglied im Gesunden-Städte-Netzwerk (10) widersprechen.
Der gesetzlichen Anforderung, jegliches Handeln, das Natur, Landschaft und die menschliche Gesundheit dauerhaft gefährden, zu unterlassen [§ 1 Bundesnaturschutzgesetz] (11) läuft dieser Eingriff
zuwider. Der Eingriff ist vermeidbar, eine Eingriffsvermeidung daher geboten und zudem durch den Gemeinderat möglich und überfällig.
Alternativen
Wir regen an, das Gebäude generell durch Wärmetauscher aus dem naheliegenden Neckarwasser zu versorgen.
Naturschutzaspekte
Der Montpellierplatz stellt ein schützenswertes Innenstadtbiotop dar. Neben seinen Eigenschaften als Ort der Erholung für uns Menschen, bietet er mit seinen Bäumen, Hecken und Rasenflächen vielen Tieren Schutz und Heimat. Er stellt im Zuge der Trittsteinbiotope entlang des Neckars ein unwiederbringliches Element des Heidelberger Biotopverbundes dar.
Untersuchungen zu Naturschutzbelangen waren in den einsehbaren Unterlagen nicht vorhanden. Diese werden seitens des NABU-AK Umweltpolitik ebenso für erforderlich gehalten, wie die Prüfung alternativer Projekt-Standorte und eine Aussage zu Ersatz- ggf. auch nur zu Ausgleichsmaßnahmen.
Quellen
Während der Montpellierplatz inzwischen durch eine Betonorgie in das Montpellierloch verwandelt wurde, werden seit Wochen 1000ende Kubikmeter sauberes Grundwasser abgepumpt und in die Kanalisation geleitet. Ein Skandal.
Für den Schutz des Montpellierplatzes neben der Stadthalle gab es 2010 ein Bürgerbegehren, das mit absoluter Mehrheit gewonnen wurde. Der kleine Park am Neckar sollte vor Bebauung geschützt
werden. Nach 10 Jahren spielt dieses große und eindeutige Bürgeranliegen keine Rolle mehr. Der Park wird bis in die Tiefe von 9 Metern zerstört und mit einer Technik-Zentrale bebaut.
Fotos: Dieter Strommenger
Letzte Änderung 23.07.2022 (MP)