Text und Fotos von Cornelia Wiethaler
Temperaturmessungen auf der Ochsenkopfwiese am 26.06.2019, nachmittags. Links: Ochsenkopfwiese: 33,5°C. Rechts: Eingang Bürgeramt Bahnstadt: 40,1°C
Die Aussage von BM Odszuck aus dem RNF-Fernsehinterview, der Betriebshof in Bergheim sei die größte Hitzeinsel im Stadtgebiet, sollte überprüft werden. Nach mehreren Messungen kann ich diese Aussage nicht bestätigen.
Im Schatten war es beispielsweise in der Bahnstadt an mehreren Messpunkten nachmittags deutlich heißer. Vermutlich gilt das auch für andere Stadteile. Bei heißer Wetterlage am 26. Juni 2019 mit weitgehender Windstille betrug der gemessene Unterschied zwischen dem Betriebshof an der Karl-Metz-Straße und dem Gadamer Platz 3,3°C. An der Bahnstadt-Promenade im Schatten am Spielplatz war es sogar 3,7°C heißer.
Auch bei etwa 10°C geringerer Gesamttemperatur und leichtem bis mäßigem Wind waren die Differenzen am 2. und 3. Juli geringer: Am Gadamer Platz, 2. Juli, war es um 2,2°C und am Spielplatz um 3,4°C heißer als am Betriebshof/Karl-Metz-Straße.
Am 3. Juli war es am Gadamer Platz um 0,8°C und am Spielplatz um 2,1°C wärmer.
Im Vergleich zur Ochsenkopfwiese war es am Promenaden-Spielplatz in der Bahnstadt am heißesten Tag um 7°C und an den anderen Tagen mit Wind um 5,6°C sowie 3,7°C wärmer.
Die Ochsenkopfwiese mit ihrem alten Baumbestand bietet Rückzugsraum an heißen Tagen nicht nur für die Menschen in Bergheim, der Ochsenkopf-Siedlung und Wieblingen, sondern auch aus der Bahnstadt. Diese wird demnächst über eine Fahrrad-Brücke mit der Ochsenkopfwiese verbunden und ist dann schnell erreichbar. Bei einer Bebauung der Ochsenkopfwiese entfällt dieser Temperatur-Vorteil. Er kann durch ein begrüntes Dach nicht ausgeglichen werden.
Der Theorie fehlt die Praxis - Klimaökologische Untersuchung beruht nicht auf tatsächlichen Messungen
Die von der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH beauftragte Klimaökologische Untersuchung Neuer RNV-Betriebshof „Großer Ochsenkopf“ in Heidelberg beruht auf Modellierungen anhand von Rechenmodellen. Die Wirkung einer Bebauung der Ochsenkopfwiese wurde weitgehend an Schreibtischen berechnet. Mich haben die tatsächlichen Temperaturen im Vergleich zu umliegenden Wohngebieten interessiert. An drei verschiedenen Nachmittagen habe ich jeweils an den gleichen Punkten im Schatten in 1,5 m Höhe mit einem Messgerät die Temperaturen gemessen.
Den kühlsten Punkt habe ich unter dem Walnussbaum etwa in der Mitte der Ochsenkopfwiese, nördlich des schwarzen Weges gemessen. Das wurde mein Referenzpunkt. Vergleichspunkte waren
Ochsenkopfwiese west unter der Baumgruppe an der Gneisenaustraße, an der Südseite des Betriebshofes/Ecke Emil-Maier-Straße, an der Ostseite des Betriebshofes in der Karl-Metz-Straße, am Eingang
des Bürgerhauses Gadamerplatz und an der Bahnstadt-Promenade auf dem Traktor-Spielplatz.
Am 26. Juni 2019 war es nahezu windstill. Die Temperatur auf der Ochsenkopfwiese mitte lag bei 33,5°C, an der Ochsenkopfwiese ost 35,3°C, Betriebshof/Emil-Maier-Str. 37,6°C, Betriebshof/Karl-Metz-Str. 36,8°C, am Bürgerhaus/Gadamerplatz 40,1°C und am Spielplatz Promenade bei 40,5°C.
Am 2. Juli war es windig. Die Temperatur auf der Ochsenkopfwiese mitte lag bei 24,5°C, an der Ochsenkopfwiese ost 25,9°C, Betriebshof/Emil-Maier-Str. 28,5°C,
Betriebshof/Karl-Metz-Str. 26,8°C, am Bürgerhaus/ Gadamerplatz 29°C und am Spielplatz Promenade bei 29,6°C.
Am 3. Juli war es ebenfalls windig. Die Temperatur auf der Ochsenkopfwiese mitte lag bei 25,4°C, ebenso an der Ochsenkopfwiese ost, Betriebshof/Emil-Maier-Str. 28,3°C, Betriebshof/Karl-Metz-Str. 27°C, am Bürgerhaus Gadamerplatz 27,8°C und am Spielplatz bei 29,1°C. Weitere Einzelmessungen ergaben 2,2°C wärmere Temperatur am Hainsteinwerk am 26.06. und 6°C an der Kita Schwetzinger Terrasse am 2. Juli.
Während der Präsentation „Wie entwickelt sich Bergheim?“ am 19. Juni 2019 im Dezernat 16, zitierte der Vertreter der Stadt aus der neuen klimaökologischen Untersuchung. Auf meine Nachfrage, ob er denn schon wüsste, was darinstand, bekam ich die Antwort: „Na klar.“ Die Ergebnisse der Untersuchung wurde jedoch angeblich erst zwei Wochen später übergeben. Ist es normal, dass Auftraggeber einzelne Ergebnisse bereits vorab erhalten?
Gleichwohl sollte die sicher sehr sachkundige Firma GEO-NET in ihrer Methodik neben Modellrechnungen auch tatsächlich gemessene aktuelle Werte, die für die Heidelberger Bürgerinnen und Bürger relevant sind, einbeziehen. Die gemessenen Werte sind ein Hinweis, dass die Validität der Untersuchung in Bezug auf dessen Aussage „… die positiven Effekte der Aufwertung des ‚Betriebshofs alt‘ als mindestens ausreichend zu bewerten, um die negativen Auswirkungen der Bebauung des ‚Großen Ochsenkopfes‘ zu kompensieren“ fragwürdig und deshalb zu überprüfen ist.
Lesen Sie dazu auch den Artikel aus der Rhein-Neckar-Zeitung vom 17. Juli 2019.
Letzte Aktualisierung: 19.07.2019 (MP)