Von Maike Petersen
Einen Habicht zu beobachten ist schon sehr kniffelig und verlangt viel Geduld. Es sei denn, man verbringt sowieso sehr viel Zeit im Wald. Oder man geht einfach zur richtigen Zeit in den richtigen Straßen Hamburgs shoppen. Habichte siedeln in beiden Lebensräumen. Gute Stadtreviere sind störungsfreier sowie reich an Nahrung und entsprechend umkämpft. Aber auch unter Stadthabichten gibt es Pendler, Unschlüssige und Umentscheider.
Der Habicht besiedelt zwei grundverschiedene Habitate. Er liebt waldreiche Lebensräume, vielfältige Kulturlandschaften und größere Parks. Wichtig sind ihm Gebüsche und Hecken, die Sichtschutz bieten. Denn der Habicht ist ein Überraschungsangreifer, der von einem versteckten Ansitz möglichst lange in Deckung bleibend die Beute anfliegt. Dabei ist er auch zu einem längeren, eher bodennahem Verfolgungsflug fähig. Seine ausgeprägte Flugmuskulatur macht ihn zu einem flotten Schnellstarter, die relativ kurzen Flügel und der lange Steuerschwanz verhelfen ihm zu Wendemanövern auf engstem Raum. Tatsächlich hat man aber nur während dieser kurzen Jagdflüge die größten Chancen, den Habicht im Gelände zu sehen. Ausnahmsweise auch während der Balzzeit von spätestens Januar bis Ende Februar. Hierbei stellt das Männchen seine wattebauschähnlichen Unterschwanzdecken auffällig zur Schau.
Überraschenderweise kann man seit den 1980er Jahren eher Glück haben, in Städten wie Berlin, Hamburg, Kiel, Köln und Dresden Habichte zu beobachten. Und hier nicht nur in den Stadtwäldern, größeren Parkanlagen, Friedhöfen und begrünten Innenhöfen, sondern auch im Citybereich. Berlin hat mit 100 Brutpaaren im Jahr 2014 sogar die höchste Siedlungsdichte von Habichten weltweit. Die Vögel verhalten sich hier wesentlich stressresistenter und auch nicht sonderlich menschenscheu. In Hamburg jagen sie auf stark belebten Einkaufsstraßen. Sie haben gelernt, dass ihnen in der Stadt nicht nachgestellt wird und das Angebot an Tauben und Ratten ist ganzjährig hoch. Jungvögel verenden aber häufig durch Kollision an unmarkierten Glasflächen.
In der Natur reagiert der Habicht sehr empfindlich auf menschliche Störungen, vor allem in der Nähe seines Horstes. Habichte sind standorttreu und besiedeln in ihrem Revier mehrere
„Wechselhorste“. Im Heidelberger Raum konnte man von 2008–2013 im Kreuzgrund zwei abwechselnd
benutzte Habichthorste mit 200 Metern Abstand voneinander finden, die Habichte wurden aber vermutlich durch die umfangreichen Forstarbeiten 2012/13 vertrieben. Am Bergfriedhof wird er öfters
gesichtet.
Der Mensch verdrängt den Habicht aber nicht nur aus seinen natürlichen Lebensräumen, ihm wird auch immer noch massiv illegal nachgestellt. Denn an einem Teil seiner Beutetiere haben auch Menschen ein Interesse. 90 Prozent seiner Nahrung machen mittelgroße Vögel von Staren- bis Krähengröße aus. Vor allem die größeren Weibchen erlegen kräftigere Beute. Konflikte mit dem Menschen treten daher auf bei Haus- und Brieftauben, Hühnern, Hasen und ausgesetzten Fasanen. Auch ist das Aushorsten für die Falknerei noch nicht grundlegend verboten.
In vielen Bundesländern liegt die Aufklärungsquote bis heute beinahe bei null. Am häufigsten werden Vögel vergiftet oder mit Fallen gefangen. Auch das Fällen von Horstbäumen oder Abschüssen wurden beobachtet. Betroffen sind vor allem Habicht, Mäusebussarde, Sperber und Turmfalken. Auch Seeadler waren aufgrund von Horstbaum-Fällungen unter den Opfern, kamen allerdings in den gemeldeten Fällen nicht ums Leben.
Quelle: NABU, Naturschutz heute, Heft 2.15
Bei weiteren Fragen wenden Sie sich bitte direkt an den NABU Heidelberg. Bei uns können Sie auch eine umfangreiche Broschüre zum Habicht bestellen oder unten direkt downloaden. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme unter: Tel. 06221/60 07 05 oder Mail info(at)nabu-heidelberg.de. Weitere Infos finden Sie auch beim NABU-Bundesverband.
...finden Sie auf der Seite: www.nabu.de/tiereundpflanzen/naturdesjahres/2015/17011.html.
Letzte Aktualisierung: 29.04.2015 (MP)